Die kleine Friedhofsinsel ragte nur noch einen knappen Meter aus dem Fluß. Der Regen der letzten Tage hatte das Wasser so weit steigen lassen, dass die meisten Anwohner bereits ihre Häuser verlassen hatte.
Und dann ging auf einmal die Erosion los. Der feuchte Boden verwandelte sich zuerst in einen moorähnlichen Schwamm und war wenige Augenblicke später auch schon verschwunden. Die äußersten Grabsteine kippten oder versanken in den Fluten. Theresa ging immer näher auf die Gruft zu. Das Gebäude verfügte über einen Keller, der gewissermaßen das Fundament bildete. Selbst wenn der umliegende Boden weggeschwemmt würde, sollte das genug Halt geben. Mittlerweile strömte das Wasser ungehindert über die gesamte Friedhofsfläche und begann auch die Gruft zu füllen. Alles was Theresa bis jetzt nicht an Informationen gesammelt hatte, würde für immer verschwinden. Wenn sie nur noch die Ahnentafel in der Gruft abschreiben könnte, dann mochte auch der letzte Rest weggespült werden. Also watete sie durch das knöchelhohe Wasser bis zu der entgegenliegenden Wand.
Die Namen waren chronologisch gelistet, so dass sie das letzte Drittel, was mittlerweile sowieso unterhalb des Wasserspiegels lag, getrost vergessen konnte. Sie kramte aus ihren durchnässten Klamotten den letzten schreibfähigen Stift hervor und begann zu schreiben.
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